(Polski) Berlin solidarnie z Syreną

Mit großer Wut im Bauch hat uns die Nachricht der Vorfälle vom 5.12. aus Warschau erreicht.
Der Angriff und die Räumung des Syrena Kollektivs durch das benachbarte Squat Przychodnia ist ein Vertrauensbruch, der weit über die Grenzen Polens hinaus spürbar ist.
Mittlerweile gibt es viele detailreiche Erklärungen im Internet über den Verlauf dieses Konflikts. Mensch muss nicht jedes kleinste Detail kennen, um zu verstehen, dass dies ein struktureller Konflikt ist: es geht um sich ändernde Machtgefüge zu Gunsten queerfeministischer Positionen innerhalb der anarchistischen Szene. Die priviligierten patriarchalen Dominanzträger*innen schlagen mit voller Gewalt zu, um die alten Verhältnisse am Leben zu erhalten.
Deshalb wundert es auch nicht allzu sehr, dass eines der ältesten besetzten Häuser in Posen namens „Rozbrat“ mit ihrem Statement straight patriarchal argumentiert: dort wird behauptet, es müssten erstmal einige Fakten klargestellt werden. Es heißt, das Kollektiv Stop Bzdurom (Stop Bullshit) versuche, andere Gruppen im Haus zu dominieren. Hieraus lässt sich die Angst vor sich erhebenden queerfeministischen Positionen lesen. Die eigene patriarchale Dominanz soll weiterhin unangetastet bleiben. Rozbrat verkündet die überaus fragwürdige Forderung, dass „alle anderen“ den Konflikt nicht weiter befeuern sollen.
Diese Aufforderung der Nicht-Einmischung klingt von dieser international bekannten und anerkannten „anarchistischen“ Besetzung wie eine Drohung. Sie untergräbt die Relevanz dieses Konfliktes. Es wird ein Bild erzeugt, dass nur auserwählte Kollektive und Individuen in der Lage wären, die politischen Tragweiten dieses Konfliktes zu beurteilen. Desweiteren wird die strukturelle patriarchale Gewalt dieses Konfliktes negiert und durch Argumente, es ginge um persönliche Antipathien, relativiert. Et voliá – hier entsteht ein klassischer Mechanismus, patriarchale Gewalt zu legitimieren. Diese Vorgehensweise ist ein Prozess des Silencings, dem nicht entgegengekommen werden darf.
Die, die sprechen wollen, erhebt eure Stimmen!

In einem Punkt sind wir uns allerdings einig: der Angriff auf Syrena führt zu einer Schwächung der anarchistischen Bewegung. Dies passiert aber keinesfalls weil eine gewaltausübende Person des Hauses verwiesen wurde oder die Bewohnis von Syrena sich gegen ihre Angreifer*innen wehrten. Der Grund dafür liegt in eben jenen gewaltvollen und unaufgearbeiteten patriarchalen Verhaltensweisen und Argumentationen, Grenzüberschreitungen, Mundtotmachungen und Verdrängung marginalisierter Menschen. Und dies betrifft die anarchistische Bewegung international.
Die Argumentationslinien des Statements von Rozbrat stehen symbolisch für unaufgearbeitete patriarchale Muster und Verhaltensweisen. Diese sind Teil eines Umfelds und einer Unterstützer*innenstruktur, welche es überhaupt erst ermöglichen, dass solch gewaltvolle Grenzüberschreitungen wie der Angriff und die Räumung des Syrena Kollektivs stattfinden können.
Struktureller Rassismus sowie strukturelle patriarchale Verhältnisse machen die anarchistische Bewegung zu einem Raum, in dem sich lediglich die Stärksten und Ausdauernsten bewegen können. Und mit „ausdauernd“ ist wohl eher das Aushalten dieser beschissenen Verhältnisse gemeint. Das hat diese Momente zu Folge, in denen das Bestehende zerfallen muss, damit Neues daraus erwachsen kann – etwas was wirklich radikal ist.
Die Menschen, die innerhalb der Mainstream Gesellschaft marginalisiert werden, erfahren in sogenannten anarchistischen Räumen ähnliche Diskriminierung: FLINTA* Personen, Menschen ohne die nötigen finanziellen Mittel, Disabled People, Black, Indigenous, People of Colour, Menschen mit Fluchtgeschichte, psychisch belastete Personen u.v.m. Es ist an der Zeit, dass wir uns jene Räume nehmen, die uns durch strukturelle Dominanz und die daraus resultierende Gewalt verwehrt werden.
Es gibt keinen machtleeren Raum. Ein Kollektiv oder eine Räumlichkeit als „anarchistisch“ zu benennen ist ungenügend, wenn keine Bereitschaft ersichtlich ist, die eigenen Privilegien und Dominanzen transparent sowie diskutabel zu machen und sie zugunsten von marginalisierten Positionen innerhalb der Bewegung zu verschieben. Die anarchistische Idee ist eine zutiefst queerfeministische, antirassistische, sowie intersektionale Idee.
Der erste Widerstand ist die Auflehnung gegen uns selbst. Gegen unsere erlernten Denkmuster. Doch die Frage ist, sind wir dazu in der Lage? Sind wir mutig genug?

Wir fordern die sofortige Rückgabe des Hauses an das Syrena Kollektiv, den Auszug von D. aus dem Haus des Syrena Kollektivs sowie eine emotionale, politische, sowie sachbezogene Wiedergutmachung des angerichteten Schadens gegenüber dem Syrena Kollektiv.
Wir fordern eine kontinuierliche kritische Auseinandersetzung mit Machtstrukturen in den eigenen Reihen, die nicht als Folge von Konflikten sondern selbstständig aus Überzeugung entsteht.

Guess what, its not enough to call yourself antiauthoritarian, its hell of a work to kill the cop in your head.

 

Fight Back for Syrena!

The future is anarcha-queerfeminist!

Sincerly yours, some of many anarcha-queerfeminist no ones.

https://de.indymedia.org/node/165712

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